Hallo zusammen, Alex hier. Heute geht’s um eine ganz bodenständige, aber oft unterschätzte Berufsgruppe: selbstständige Handwerkerinnen und Handwerker. Ob als Fliesenleger, Elektrikerin, Schlosser, Maler oder Tischlerin – wer sich im Handwerk selbstständig macht, hat meistens viel zu tun, aber auch hohe Investitionen zu stemmen.
Ich habe selbst einige Kunden aus dem Handwerksbereich betreut, und eins ist klar: Ohne Transporter, Werkzeug, Maschinen, Material und gegebenenfalls Mitarbeitende läuft nichts. Doch gerade kleinere Handwerksbetriebe tun sich oft schwer, wenn’s um eine Finanzierung geht – obwohl sie wirtschaftlich gut dastehen.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du als Handwerksmeister oder Solo-Selbstständiger im Handwerk an einen Kredit kommst, welche Förderungen es gibt und was du beim Finanzierungsantrag unbedingt beachten solltest.
1. Warum Handwerker oft bessere Karten haben, als sie denken
Viele denken: „Ich bin nur ein kleiner Betrieb, wer gibt mir schon Geld?“ Dabei sehen Banken Handwerksbetriebe grundsätzlich positiver als viele andere Branchen – aus gutem Grund:
- Klare Dienstleistungen mit realem Mehrwert
- Regelmäßige Aufträge durch Mundpropaganda oder Gewerbekunden
- Meist stabile Einnahmen, auch in Krisenzeiten
- Überschaubare Risiken bei guter Betriebsführung
Das Problem liegt oft eher bei der Präsentation der Zahlen – und genau da setzen wir an.
2. Wofür brauchen Handwerker Kredite?
Ein paar Klassiker aus der Praxis:
- Neuer Transporter oder Ersatz für einen alten
- Maschinen, Geräte, Werkzeuge
- Betriebserweiterung (z.?B. neue Halle, zweites Fahrzeug)
- Materialvorfinanzierung für größere Aufträge
- Digitalisierung (z.?B. Zeiterfassung, Rechnungssoftware)
- Zwischenfinanzierung bei Zahlungszielen von Gewerbekunden
Das Gute: Diese Investitionen sind meist konkret, nachvollziehbar und wertsteigernd – ideale Voraussetzungen für einen Kredit.
3. Kreditarten, die sich für Handwerker eignen
a) KfW-Kredite für kleine Unternehmen
Die KfW-Bank bietet speziell für Handwerksbetriebe passende Programme:
- ERP-Gründerkredit – StartGeld (für Betriebe unter 5 Jahre alt)
- KfW-Unternehmerkredit (für etablierte Betriebe)
- KfW-Kredit für Wachstum und Digitalisierung
Vorteile:
- Günstige Zinsen
- Lange Laufzeiten
- Tilgungsfreie Anlaufphase
- Oft ohne klassische Sicherheiten möglich
Wichtig: Antrag läuft über deine Hausbank – sprich dort gezielt den KfW-Wunsch an!
b) Investitionskredit über deine Hausbank
Wenn du z.?B. ein Fahrzeug oder eine Maschine finanzieren willst, geht das auch über einen klassischen Ratenkredit:
- Feste Laufzeit
- Meist mit dinglicher Sicherheit (z.?B. das Fahrzeug selbst)
- Transparent und planbar
Am besten: Angebot vom Händler beilegen und genau angeben, wofür du das Geld brauchst.
c) Mikrokredit für kleinere Beträge
Wenn’s „nur“ um eine Werkzeugausstattung, ein neues Gerät oder Material für einen Auftrag geht, reicht oft ein Mikrokredit:
- 1.000 – 25.000 €
- Ohne lange Bonitätsprüfung
- Entscheidungsorientiert am Vorhaben
Anbieter:
- Deutsches Mikrokreditinstitut
- iwoca
- auxmoney
Ideal für Solo-Handwerker mit überschaubarem Kapitalbedarf.
d) Leasing statt Kauf
Gerade bei teuren Maschinen, Fahrzeugen oder IT-Lösungen kann Leasing sinnvoll sein:
- Kein hoher Kapitalbedarf auf einmal
- Planbare monatliche Raten
- Steuervorteile durch Betriebsausgabe
Tipp: Viele Händler bieten Leasing direkt mit an – einfach mitrechnen lassen.
4. Was solltest du bei der Antragstellung beachten?
a) Klare Auflistung deiner Investitionen
Beispiel:
- Transporter: 18.000 €
- Werkzeug (Set + Spezialgerät): 5.000 €
- Software: 1.200 €
- Werbung (Website, Flyer): 800 €
Gesamt: 25.000 € ? Kreditanfrage genau darauf abstimmen.
b) Einnahmen- und Auftragslage dokumentieren
Zeig auf:
- Welche Aufträge du in den letzten 12 Monaten hattest
- Welche laufenden Verträge oder Stammkunden es gibt
- Wie deine monatlichen Durchschnittseinnahmen aussehen
Du brauchst keine BWA vom Steuerberater – oft reicht eine gut geführte Einnahmenübersicht.
c) Saubere Trennung von privat und geschäftlich
Auch bei einem Ein-Mann-Betrieb solltest du getrennte Konten führen. Das zeigt Struktur und hilft bei der Bonitätsbewertung.
5. Förderungen für Handwerksbetriebe – unbedingt prüfen!
Viele Handwerkskammern und Bundesländer bieten:
- Zuschüsse für Digitalisierung
- Investitionsförderung für bestimmte Gewerke
- Beratungsförderung für Betriebsführung, Nachfolge oder Expansion
Frag bei deiner HWK oder dem regionalen Wirtschaftsförderungsbüro nach – oft gibt’s mehr als man denkt.
Als Handwerker kommst du leichter an einen Kredit, als du vielleicht glaubst
Du musst kein großes Bauunternehmen sein, um finanzierungsfähig zu sein. Auch als Fliesenlegerin mit Transporter oder Elektriker mit Werkstatt kannst du ein starkes Kreditprofil abgeben – wenn du deine Zahlen kennst und dein Vorhaben klar darstellen kannst.
Egal ob Werkzeug, Transporter oder Lagerausbau – mit einem sauberen Plan, realistischen Umsätzen und dem richtigen Ansprechpartner stehen dir viele Wege offen.
Du willst wissen, wie du dein Vorhaben am besten präsentierst? Oder hast du schon Erfahrungen mit Finanzierungen im Handwerk gemacht? Ich freue mich auf den Austausch.