Hallo zusammen, Alex hier. Heute geht’s mal um eine ganz besondere Gruppe von Selbstständigen: Gastronom:innen. Also all jene, die Restaurants, Cafés, Foodtrucks, Imbisse oder Bistros betreiben – oder betreiben wollen.
Ich hatte selbst mal ein kleines Café-Projekt mit einem Freund gestartet. Spoiler: Es war viel anstrengender als gedacht – aber auch eine extrem lehrreiche Zeit. Und spätestens, wenn’s um Geld geht, wird’s ernst. Küchengeräte, Einrichtung, Lieferverträge, Miete, Personal – alles will bezahlt werden, oft noch bevor der erste Espresso über die Theke geht.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du als selbstständige:r Gastronom:in an einen Kredit kommst, welche Besonderheiten du beachten musst – und warum der Businessplan nicht nur Papierkram, sondern deine Eintrittskarte zum Geldgeber ist.
1. Warum Gastro-Betriebe bei Kreditgebern nicht immer hoch im Kurs stehen
Ganz ehrlich: Banken lieben Planungssicherheit. Die gibt’s in der Gastronomie aber eher selten. Die Risiken aus Sicht der Kreditgeber:
- Hohe Anfangsinvestitionen
- Schwankende Umsätze (z.?B. saisonal)
- Abhängigkeit von Lage, Wetter, Personal und Trends
- Vergleichsweise hohe Ausfallquoten in der Branche
Das heißt nicht, dass du keine Chance auf einen Kredit hast – aber du musst überzeugender auftreten als andere.
2. Was du als Gastronom:in für eine Finanzierung brauchst
a) Einen soliden Businessplan
Kein Blabla. Sondern:
- Was bietest du an (Konzept, Zielgruppe)?
- Warum genau dieses Lokal, dieser Standort?
- Wie hoch sind Investitionen, wie viel brauchst du?
- Welche Umsätze planst du – realistisch?
- Was unterscheidet dich vom Dönerladen um die Ecke oder vom dritten Café in der Straße?
Dein Businessplan ist dein Ticket zum Kredit – also investier da lieber ein paar Stunden mehr.
b) Finanzierungsbedarf klar beziffern
Beispiel:
- Einrichtung Küche: 15.000 €
- Kaffeemaschine & Theke: 8.000 €
- Miete & Kaution: 6.000 €
- Werbung & Website: 2.000 €
- Erstausstattung Getränke/Lebensmittel: 5.000 €
- Rücklage für 3 Monate Betrieb: 10.000 €
Gesamt: 46.000 € ? Kreditantrag auf z.?B. 50.000 €
Wenn du das so darstellst, wirkt das deutlich professioneller als „Ich brauche halt so 50.000 Euro für mein Restaurant.“
c) Einnahmen realistisch planen
Die Bank will sehen:
- Wie viel Gäste brauchst du täglich, um deine Kosten zu decken?
- Welche Marge hast du bei Speisen und Getränken?
- Was bleibt nach Miete, Wareneinsatz, Personal, Versicherung?
Wenn du hier realistisch bleibst, sammelst du Pluspunkte. Lieber ein konservativer Plan, der aufgeht – als Traumumsätze ohne Substanz.
3. Welche Kredite eignen sich für die Gastronomie?
a) KfW-Kredite für Gründer:innen und bestehende Betriebe
Perfekt für größere Vorhaben mit längerem Vorlauf.
Beispiel:
- ERP-Gründerkredit – StartGeld (bis 125.000 €)
- KfW-Unternehmerkredit (für bestehende Gastronom:innen, Betrieb länger als 5 Jahre)
Vorteile:
- Niedrige Zinsen
- Lange Laufzeiten
- Tilgungsfreie Anfangszeit möglich
Achtung: Antrag läuft über deine Hausbank – also vorher Termin machen und Unterlagen vorbereiten.
b) Mikrokredite für kleinere Investitionen oder Anlaufkosten
Wenn du z.?B. einen Imbiss aufbaust oder dein bestehendes Lokal modernisieren willst, reicht oft ein kleiner Kredit.
- 1.000 bis 25.000 €
- Keine Sicherheiten nötig
- Schnelle Entscheidung
Anbieter:
- Deutsches Mikrokreditinstitut
- Iwoca
- auxmoney
c) Leasing für Ausstattung
Gerade in der Gastronomie ist Leasing beliebt – für:
- Kaffeemaschinen
- Kühltechnik
- Kassensysteme
- Möbel
Vorteile:
- Kein hoher Kapitalbedarf
- Planbare Raten
- Steuerlich absetzbar
d) Kredit über Plattformen (P2P)
Wenn die Bank zögert, kannst du auch über Plattformen gehen – z.?B. auxmoney oder Funding Circle. Hier punkten besonders:
- Ein authentisches Konzept
- Deine Motivation
- Deine bisherige Gastro-Erfahrung
Tipp: Zeig Bilder vom Standort, deinem Team, deiner Karte – das macht Eindruck.
4. Fehler, die Gastronom:innen bei Krediten häufig machen
Fehler 1: Umsätze zu optimistisch kalkulieren
60 Gäste pro Tag ab Woche 1? Vielleicht lieber mit 20 starten – und dann langsam steigern.
Fehler 2: Keine Puffer einplanen
In den ersten Monaten läuft’s oft schleppend an – kalkuliere Reserven für Miete, Personal und Wareneinsatz.
Fehler 3: Alles über einen Kredit finanzieren wollen
Wenn möglich, bring Eigenkapital mit – das wirkt positiv auf die Kreditentscheidung.
5. Noch ein Tipp: Förderprogramme für Gastro-Gründer:innen
In vielen Bundesländern gibt’s spezielle Förderungen für die Gastronomie:
- Investitionszuschüsse
- Beratungsförderung
- Unterstützung bei der Digitalisierung (z.?B. digitale Kasse, Online-Reservierung)
Erkundige dich bei:
- IHK
- Landesförderinstituten
- Gründerzentren in deiner Stadt
Kredit in der Gastronomie? Ja – aber mit Plan, Herz und Zahlen
Ob Restaurant, Bar, Café oder Foodtruck – mit dem richtigen Konzept, realistischen Zahlen und etwas Eigenleistung bekommst du auch als Gastro-Selbstständige:r einen Kredit.
Wichtig ist:
- Zeig, dass du weißt, was du tust
- Mach klar, wie du Geld verdienen wirst
- Und zeig, dass du auch durch schwierige Monate kommst
Die Gastronomie ist kein Zuckerschlecken – aber mit Leidenschaft und einer durchdachten Finanzierung kann’s der beste Job der Welt sein.
Hast du ein Lokal gegründet oder planst du gerade eins? Ich bin gespannt auf deine Geschichte.